Sonntag, 23. Februar 2014

Generation Sandwich

Menschen meines Alters gehören zur sog. Generation "Sandwich", man hört das ja immer wieder. Was damit gemeint ist, erschließt sich der Frau Zwölfelf soeben drastischst. Damit ist gemeint, dass man eingeklemmt ist wie ein Salatblättchen zwischen zwei Brothälften. Oder wahlweise ein Scheibchen Schinken, wenn man sich lieber als Scheibchen Schinken sehen möchte.

Die beiden Brötchenhälften sollen dabei unsere gleichzeitigen Fürsorgepflichten nach obenhin und nach untenhin darstellen, die uns einquetschen. Einerseits beschäftigt uns nämlich noch das Hüten und Nähren der Kinder. Andererseits müssen aber auch schon hinfällige Senioren betreut werden. Wo wir selbst dabei bleiben, also wer uns armen Würstchen beispielsweise hilft, wenn wir uns total zerquetscht fühlen, diese traurigen Überlegungen spare ich hier erst einmal aus.

Folgendes: Ich habe nun erst vor wenigen Monaten den Lebensabschnitt hinter mir gelassen, in dem ich regelmäßig Windeln Größe Junior in den Einkaufswagen geschmissen habe; sehr spät, zugegebenermaßen. Und habe soeben den eingestaubten Buggy vom Hausflur in den Keller getragen, auch spät, klar, weil ich dachte, dass wir den jetzt nun wirklich absolut nicht und nimmermehr brauchen können. Weil kranke und fußlahme Kinder jetzt schon mal ein bisschen allein zuhause bleiben können und nicht mehr jedesmal zum Briefkasten an die Ecke mitgenommen werden müssen. Und habe aufgeatmet und gedacht, Gott sei Dank, das ist also vorbei. - Nun, von wegen. Jetzt könnte die Karre viel schneller als gedacht wieder zum Einsatz kommen, als Rollstuhl. Denn es droht der nächste Pflegefall. Dabei denke ich hier nicht an meine Eltern, bewahre. Nein, ich rede hier vom Hund. Der Hund wird alt, und das merke ich an vielen Dingen.

Der Hund und ich sind ja seit 14 Jahren ein Dreamteam; mit keinem anderen Wesen habe ich seither mehr Zeit verbracht. Hier im Blog wurde er mehrfach liebevoll erwähnt. Wir waren perfekt aufeinander eingestellt, es herrschte Vertrauen, Verlässlichkeit, unveränderliche Gewohnheiten. Das muss ich leider so in der Vergangenheitsform schreiben, denn jetzt wird alles anders. Er wird komisch. Ich zähle mal kurz auf, was ich feststelle:

beidseitige Sehschwäche
Taubheit auf beiden Ohren
gelegentliche Inkontinenz
partielle Amnesie
Entweichen beim Spazierengehen
Verwechseln von Tag und Nacht
Getragen-Werden-Wollen

Wem kommt das bekannt vor? Mir. Ich weiß, was das heißt. Ich kenne das von den Kandidaten Ungestüm&Übermut. Ich habe mich genau damit die letzten acht Jahre über herumgeschlagen, bis gerade eben, siehe oben. Und habe kurz verschnaufen dürfen, Danke. 

Aber jetzt ist etwas anders; diesmal bin ich besser vorbereitet. Ich kenne mich bestens aus mit nachtaktiven Wesen und Pipipfützen im Wohnzimmer und ich kann fünfzehn Kilo pro Arm in den vierten Stock hochtragen. Ich verfüge über echte Kernkompetenzen für die effiziente Seniorenassistenz. Und praktischer Weise gibt es ja nun zwei kleine Pflegehelfer, die mir zur Hand gehen. So gesehen passt das schon.

Dann gehe ich jetzt also mal den Buggy holen. 






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